Berliner
Literaturpreis
Gastprofessur für deutschsprachige Poetik
Die Stiftung Preußische Seehandlung vergibt den Berliner Literaturpreis seit 1989. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert und wird öffentlich von dem Vorsitzenden des Stiftungsrates, dem Regierenden Bürgermeister des Landes Berlin, im Roten Rathaus verliehen.
Der Berliner Literaturpreis dient der Förderung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur der Gattungen Erzählende Literatur, Dramatische Literatur und Lyrik. Mit dem Preis soll eine Autorin oder ein Autor gewürdigt werden, deren bisheriges literarisches Schaffen einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur geleistet hat. 1989 gab es einen Preisträger, von 1992 bis 1998 wurden pro Vergabe sieben Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet. Jeweils zwei dieser Autorinnen und Autoren erhielten zusätzlich die Johannes-Bobrowski-Medaille. Seit dem Jahr 2005 ist der Preis mit dem Angebot der Berufung auf eine undotierte Gastprofessur für deutschsprachige Poetik am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin verbunden.
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury, deren fünf stimmberechtigte Mitglieder von der Stiftung berufen werden. Die Mitglieder der Jury sollen dem literarischen Leben im deutschsprachigen Raum angehören; eines dieser Mitglieder ist als ständiges Jurymitglied ein Vertreter der FU Berlin, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften. Die Jury entscheidet mit einfacher Mehrheit aller stimmberechtigten Mitglieder mit der Maßgabe eines Vetorechtes für die Vertreterin bzw. den Vertreter der FU Berlin. Die Juryentscheidung ist endgültig und erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Mitglieder der Jury oder deren Angehörige können selbst nicht Preisträgerin oder Preisträger sein. Eine Bewerbung um den Preis ist ausgeschlossen.
Begründung der Jury
Abbas Khider zeigt uns Deutschland aus der Perspektive eines Autors, der zur Weltläufigkeit gezwungen wurde: Haft, Flucht, Asyl und die Mühen des Ankommens in einer neuen Heimat zählen seit seinem Debüt Der falsche Inder (2008) zu den Leitthemen seiner Romane. Ebenso unsentimental wie frei von Zynismus führen diese Bücher auch das Aufwachsen in undemokratischen, von staatlicher Willkür bestimmten Gesellschaften vor Augen.
Von Die Orangen des Präsidenten (2011) und Brief in die Auberginenrepublik (2013) bis Die Ohrfeige (2016) umkreist der 1973 in Bagdad geborene Autor ein Leben, in dem es normal ist, dass Familienangehörige gefoltert werden und dem Terrorismus zum Opfer fallen, in dem Ausbeutung zum Alltag zählt und Bürokratie für eine Existenz im Wartestand sorgt. Dabei kommt Khider der deutschen Gesellschaft buchstäblich immer näher, indem er nicht nur messerscharf, witzig, mit brutal in den Hals zurückgestopftem Lachen, literarisch unbestechlich und mit größter Freundlichkeit die Hürden der Verwaltung und den Alltagsrassismus schildert, sondern ebenso buchstäblich die deutsche Sprache erweitert und bereichert: Deutsch für alle. Das endgültige Lehrbuch (2019) beschäftigt sich mit dem „Ungeheuer“ Deutsch, mit den seltsamen Umlauten und eigentümlichen Deklinationen. Der studierte Literaturwissenschaftler und Philosoph unterbreitet so ironisch wie erhellend Verbesserungsvorschläge – wie in allen seinen Werken offen für Missstände und mit größtem Optimismus, dass die Verhältnisse besser, humaner werden können.
Khider steht exemplarisch für einen Paradigmenwechsel in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Was zunächst als „Gastarbeiterliteratur“, dann als „Migrationsliteratur“ verhandelt wurde, bildet heute keine Randzone mehr, sondern ist ein Zentrum der innovativsten deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft leiden unter dem Zustand einer bewegten Gesellschaft, fühlen sich fremd in ihr und suchen ein Zuhause. Auch in seinem letzten großen Roman Der Erinnerungsfälscher (2022) sensibilisiert uns Abbas Khider für die Bedingungen einer Welt, in der „migrantisch“ zu leben keine Ausnahme ist: Der Protagonist Said Al-Wahid stellt fest, dass seine Vergangenheit in der Erinnerung nur noch aus Bruchstücken besteht und er sich, um vollständig zu sein, erfinden muss. Aber warum eigentlich nicht? „Gäbe es Pillen gegen Erinnerungsverfälschung, Said würde sie nicht einnehmen. Wovon sollten sie ihn heilen? Davon, dass er kein Heimweh und keine Sehnsüchte hat? Oder davon, dass er die Fähigkeit besitzt, die Welt nach Lust und Laune in neue Wirklichkeiten zu verwandeln?“ Abbas Khider ist ein virtuoser literarischer „Erinnerungsfälscher“.
Wir freuen uns auf die kommenden Werke, in denen er die Welt weiter in neue Wirklichkeiten verwandeln wird.
Die Jury
Maja Beckers
Janika Gelinek
Prof. Dr. Steffen Martus
Dr. Wiebke Porombka
Prof. Dr. Julia Weber
Berlin, im Januar 2025
Die Verleihung findet am 19.03.2025 im Roten Rathaus statt.
05.03.2024
im Roten Rathaus, Berlin-Mitte
21.09.2023
in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
30.03.2022 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
09.02.2021 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
24.02.2020 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
20.02.2019 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
14.02.2018 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
20.02.2017 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
17.02.2016 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
18.02.2015 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
26.02.2014 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
27.02.2013 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
27.03.2012 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
09.02.2011 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
02.03.2010 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
02.02.2009 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
22.04.2008 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
17.01.2007 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
02.05.2006 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
04.05.2005 im Roten Rathaus,
Berlin-Mitte
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
20.06.1998 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
15.06.1996 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
18.06.1994 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
13.06.1992 im Literarischen Colloquium Berlin
04.06.1989 im Literarischen Colloquium Berlin